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Eine einzigartige Uraufführung

Äschetoni – Interview mit dem Autoren-Team

Die meisten Theaterstücke, die man als Verein beziehen kann, haben weniger als 10 Sprech­rollen. Sind es 20 oder mehr, spricht man im Jargon der Regisseure gerne von einer «grossen Kiste».

tt. Eine solche «grosse Kiste» haben Marina Theus (M) und Benedikt Troxler (B) als Co-Autoren explizit für ihren eigenen Theater­verein, die Rabenbühne, verfasst. Die Geschichte spielt im Mittelalter und bringt neben 25 Rollen auch mehr als zwei Spielräume auf die Bühne:

Wie kommt man auf die Idee, zu zweit ein Theater­stück zu schreiben?

M: Das war Bennus Idee. Er hat mich gefragt und ich war sofort dabei. Einer­seits wollten wir ein Stück mit vielen Rollen schreiben, anderer­seits reizte mich die Möglich­keit, eine eigene Welt zu erschaffen.

B: Für mich war es hoch motivierend, gemein­sam an die Aufgabe zu gehen. Der gegen­seitige Austausch war inspirierend und äusserst produktiv.

Wie seid ihr vorgegangen?

B: Wir haben uns einfach hingesetzt und sind gestartet, das brauchte nicht viel. Die Geschichte ergab sich beim Erzählen wie von selbst. Wir bauten uns ein Gerüst aus Zeit, Ort, Räumlichkeiten, Personen und Handlungen. Dabei waren Siebenbürgen und das Märchen von Aschenputtel unsere beiden Grundpfeiler.

M: Das Märchen als roter Faden führte uns durch das Geschehen. Aus Aschenputtel wurde bald der «Äschetoni», womit die Verwechslungsgeschichte geboren war. Wir haben aber auch beide selbständig gearbeitet, zuhause jeder für sich recherchiert und weitergeschrieben und dann wieder gemeinsam ausgetauscht und verhandelt.

Gab es denn nie Streit?

M: Wir wussten, dass wir gut zusammen funktionieren. Unsere Vorstellungen ähneln sich und wir haben auch denselben Humor, das war hilfreich.

B: Natürlich mussten wir auch mal Kompro­misse finden. Manchmal war ich mit meinen Ideen zu heftig, und dann war Marina wieder kaum mehr zu bremsen. Beim Erfinden sind wir ja sehr frei, alles ist möglich, dann kann es schnell mal über­borden …

M: Es gelang uns stets, einen stimmigen Korrekturmodus zu fahren, so dass wir am Ende beide hinter den Handlungen stehen konnten.

Wie reagierte euer familiäres Umfeld?

M: Unser Umfeld war fantastisch! Wir wurden beide von unseren Familien unter­stützt und motiviert und uns wurden auch die nötigen Freiräume zugestanden. Schliess­lich schrieben wir regelmässig mindestens einmal die Woche am Abend sowie an ganzen Samstagen.

B: Ohne die Unterstützung der Familie wäre so ein Vorhaben nicht möglich. Und wir schrieben übrigens in Sulz in unserem Materialraum, wo wir bei Schimmerlicht und kühlen Temperaturen die passende Atmosphäre für unser Werk zur Verfügung hatten.

Stichwort Geburt – wie lange dauerte die Schreibarbeit?

B: Insgesamt etwa 9 Monate, eine ganze Schwangerschaft lang, über zwei Jahre ver­teilt.

M: Die Pandemie brachte einen Unterbruch, der dem Stück letztlich guttat. Unser Werk konnte reifen und wir nutzten die Zeit, um es am Ende noch vielschichtiger und raffi­nier­ter zu gestalten.

B: Genau, die Überarbeitungsphase ganz am Ende war dann auch die schreib­inten­sivste Zeit.

Nun habt ihr das Werk in die Hand der Regie gelegt. War es schwierig, das Kind loszulassen?

M: Es war schon immer klar, dass Bennu die Regie übernehmen würde und dass die Inszenierung damit seine Hand­schrift trägt. Das war für mich kein Problem, denn ich habe absolut Vertrauen, dass das gut kommt. Über das Ressort Kostüme, das ich verantworte, bin ich zudem im Austausch mit der Regie.

B: Für mich wäre auch eine Co-Regie denk­bar gewesen – alles hat Vor- und Nachteile. Es ist vor allem eine Frage der Ressourcen. Bei einer grossen Kiste ist die Regiearbeit unglaublich intensiv und zeitaufwändig. Aber es macht auch ganz viel Spass!

M: Es ist für mich sehr bewegend zu sehen, wie das Stück im Verein umgesetzt wird, ein­fach grossartig!